Hassan Taschkale (Hg.) Cejna Newrozê Das kurdische Neujahrfest
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Vor einigen Jahren, als ich noch aktiv im Schuldienst arbeitete, hatte ich mich schon bereit erklärt, einen Beitrag zum Thema „Newroz“ zu leisten. Jedes Jahr, wenn der 21. März vor der Tür stand, war ich ratlos: Was sollte ich meinen Schülerinnen und Schülern, vor allem den kurdischen, zu diesem Thema sagen? Obwohl ich an einer staatlichen Schule als HSU-Lehrer (HSU: herkunftssprachlicher Unterricht) arbeitete, war es nicht einfach, offen über ein so brisantes Thema zu sprechen, weil es leicht zu Auseinandersetzungen unter den Schülerinnen und Schülern hätte führen können. Ich musste vorsichtig sein und meine Erläuterungen präzise ausformulieren, um Konflikte zu vermeiden. Das Neujahrsfest, Frühlingsfest im Nahen Osten, wird seit Jahrtausenden von iranischen Völkern wie Kurden, Persern, Afghanen, Tadschiken u.a. unter dem Namen „Newroz“ oder „Nuroz“ gefeiert. Der Winter zieht sich zurück, und der lebendige blühende Frühling zieht ein. Im erweiterten Sinne ist es ein Fest gegen Unterdrückung und Gleichschaltung. Das kurdische Newroz ist ein Symbol der Befreiung von der Unterdrückung und Unterjochung durch die Nachbarvölker Perser, Türken und Araber. Das kurdische Volk ist immer noch unter fremder Herrschafft und leidet unter dem Verlust nationaler Selbstständigkeit sowie Identität. Wie in der Urgeschichte kämpfen die Kurdinnen und Kurden im 21. Jahrhundert ums Überleben, um Anerkennung, überall wo sie leben: im Irak, im Iran, in Syrien und in der Türkei. Heute leben neben anderen ArbeitsmigrantInnen auch viele Kurdinnen und Kurden in Deutschland, und zwar mittlerweile seit einem halben Jahrhundert, also in der 4. Generation. Merkwürdig ist dabei, dass die kurdische Bevölkerung weiterhin nicht offiziell als selbstständige Volksgruppe anerkannt wird, sondern nach internationalem Recht den Iranern, Arabern oder Türken zugerechnet wird. Seit fast drei Jahrzehnten gibt es in einigen Bundesländern, wie z. B. Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, im Bildungs- und sozialen Bereich positive Entwicklungen: Die kurdische Sprache wird im Rahmen des herkunftssprachlichen Unterrichts an den öffentlichen Schulen gefördert. Von kurdischer Seite gibt es keine staatliche Institution, die sich um die Versorgung dieser Schülergruppe mit Unterrichtsmaterial kümmert. Die für Kurdisch-Unterricht angestellten Lehrkräfte versuchen also in eigener Verantwortung und Initiative, einen Beitrag zu diesem Prozess zu leisten. Das vorliegende Unterrichtsmaterial „NEWROZ – ein Lese- und Arbeitsheft“ muss unter diesem Aspekt betrachtet werden. Bei der Zusammenstellung dieses Lese- und Arbeitsheftes ist der Herausgeber auf die Verwendung der bereits vorhandenen verschiedenen Materialien angewiesen. Er erhebt keinen Anspruch auf die Urheberrechte und versucht aus eigenem Gutdünken, die Materialien im Rahmen des Schulunterrichts zusammenzustellen. Die herangezogenen Texte wurden im Hinblick auf die aktuelle Rechtschreibung und kindgerechte Formulierungen überarbeitet. An dieser Stelle möchte ich allen Text-Autorinnen meinen besonderen Dank aussprechen, denn ohne ihre Unterstützung wäre diese Arbeit nie zustande gekommen. Im Rahmen des Lehrplans für Herkunftssprachlichen Unterricht in Nordrhein-Westfalen ist der Erfahrungsbereich „Feste feiern“ von Klasse 1- 4 und von Klasse 5-10 vorgeschrieben. Die Lehrkräfte sind angehalten, diese vorgegebenen sozialen und kulturellen Themen im Unterricht zu behandeln. Durch solche kulturellen Themen werden gemeinsame kulturelle und traditionelle Werte erarbeitet und gefestigt. Diese herausgearbeiteten Gemeinsamkeiten stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt unter verschiedenen Kulturen und das soziale Leben überhaupt. Wenn ich durch meine Arbeit einen Beitrag zu diesem Lernbereich geleistet hätte, wäre ich sehr glücklich. In diesem Sinne wünsche ich allen, die mit diesem Material arbeiten, viel Glück und Erfolg! (Hassan Taschkale, Herausgeber)