Skip to content Skip to footer

Lesung im KulturCafé vom 29.6.2014

Von Julia Nikolic

„Wir liefen in die Richtung, in die alle gingen. (…) Als Flüchtende hatten wir kein Ziel. Wir wurden mit dem Sog der Menschen mitgezogen und lebten nur für den Augenblick“, so liest es Eberhard Petereit, der als kleiner Junge, am Ende des 2. Weltkrieges mit seiner Mutter aus Ostpreußen fliehen musste. Und so ähnlich erging es auch Dr. Stephan Lipski, der mit seiner Familie Polen verließ oder Bianka Buddeberg, die ihre schlesische Heimat in Breslau hinter sich lassen musste. Und auch eine in den äußeren Bedingungen vergleichsweise weniger dramatische Flucht aus der DDR 1960, wie sie Waltraut Bäuerle-Rath beschreibt, machte ganz deutlich, dass der Zwang die Heimat zu verlassen immer mit dem Gefühl von Verlust und Schmerz einhergeht. Denn Niemand flieht freiwillig. Menschen verlassen ihre Heimat, ihre Familien und Freunde, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu schützen.

Flucht ist ein sehr aktuelles, im Einzelnen meist tragisches und im Politischen stets  konfliktreiches Thema. Krieg, Verfolgung und Menschrechtsverletzungen haben  Millionen von Menschen dazu gezwungen ihre Heimat zu verlassen und das ist heute leider immer noch so. Unsere heutige Zeit verstehen wir meist besser, wenn wir die Quellen ihrer Vergangenheit studieren. Noch besser verstehen wir sie jedoch, wenn wir den Geschichten der Vergangenheit Gehör schenken. Und kaum etwas kann uns die vergangene Zeit näher bringen als die Berichte ihrer Zeugen.

Im KulturCafé vom 29.06.2014 hatten sich vier Zeitzeugen bereit erklärt, ihre 2005 in der Anthologie „Fluchtwege Lebenswege Meine Geschichte: Jetzt will ich sie erzählen“ erschienene Fluchtgeschichte, im MIGRApolis-Haus der Vielfalt zu lesen. Sie erzählten von ihren Fluchtgeschichten, die – meist in jungen Jahren erlebt – eine sehr persönliche und immer noch bewegende Geschichte geblieben ist und sie stellten unter anderem ganz deutlich in den Vordergrund, dass ein gewachsenes Europa nicht nur aus wirtschaftlichen Interessen, sondern vor allem aus ideellen Werten und aus den Erfahrungen der vergangenen beiden Weltkriege erwachsen ist und dass es bei der Frage um Europa immer auch um die Prävention erneuter und sich wiederholender menschlicher Katastrophen geht – dass es wichtig ist an diese Idee Europas zu glauben und im Besonderen: nicht zu vergessen.

Wir bedanken uns bei den Autoren, die den Weg ins MIGRApolis-Haus gegangen sind und uns einen sehr persönlichen Einblick in ihre Lebensgeschichte gegeben haben. Außerdem bedanken wir uns bei Herrn René Deutschmann, der die Lesung im KulturCafé moderiert hat.

Weitere Informationen und die Möglichkeit  zur Bestellung der Anthologie erhalten Sie auf http://www.freepenverlag.eu/?page_id=1501

 

Das KulturCafé ist eine Veranstaltung der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit und hat dieses Mal in Kooperation mit dem Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e.V. und der UNO Flüchtlingshilfe e.V. stattgefunden.